Videokonferenzen und Digitalisierung beeinflussen den CO2-Fußabdruck

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Beschäftigt man sich mit nachhaltigen Geschäftsreisen, fällt einem ein Satz immer wieder ins Auge: “Die nachhaltigste Reise ist die, die gar nicht erst stattfindet.” - und dazu die Ergänzung, dass sich viele Treffen in den digitalen Raum verlagern lassen. Auch wir setzen viel auf diesen Ansatz, und er spart im Vergleich zu einer klassischen Geschäftsreise tatsächlich viel CO2 ein: Verlagert man z.B. ein vierstündiges Treffen, bei dem man fünfeinhalb Auto-Stunden zum Zielort und zurück fahren würde, in den virtuellen Raum, können 207 kg CO2 eingespart werden1. Selbst mit der umweltfreundlicheren Zugfahrt stößt man ca. 500-mal mehr CO2 aus als bei dem digitalen Meeting (statt ca. 5.000-mal mehr mit dem Auto)1.

Solcherlei Rechenbeispiele gibt es viele, und je nach Auslastung, Dauer und Strecke variieren die Angaben stark, doch nur in seltenen Fällen verursacht eine digitale Alternative mehr CO2-Emissionen als ein persönliches Treffen.

Auch bei digitalen Meetings oder Veranstaltungen gibt es variierende Faktoren, die die Menge an CO2-Emissionen beeinflussen. Hier sind es vor allem die Art des Endgeräts (Handy, Laptop, Computer)2, der Übertragungsweg (WLAN, 4G-Mobilfunk, Glasfaser etc.)3 und die Software (Zoom, Teams, Telefonie usw.), die zu starken Unterschieden führen. Interessant ist zudem, dass auch das Land, aus dem heraus gestreamt wird, die Höhe der verursachten CO2-Emissionen beeinflusst2. Und während in den OECD-Ländern die CO2-Emissionen stetig sinken – von 2013 bis 2019 um 250 Millionen Tonnen) – wachsen ihre durch digitale Kommunikations- und Informationstechnologien (zu Englisch ICT) verursachten Emissionen stark weiter (im selben Zeitraum um 450 Millionen Tonnen).

Über den Durchschnitt gemittelt lässt sich aber sagen, dass eine Suchanfrage über Google ungefähr 0,2 Gramm CO2 emittiert. Das sind pro Tag global 3,45 Mrd. Suchanfragen, also 690 Tonnen CO22. Ebenso verbraucht eine Bitcoin-Transaktion circa 819 kWh Strom – womit man einen Kühlschrank mit 150 Watt ungefähr acht Monate betreiben könnte2. Allerdings erhöht sich der Energie-Fußabdruck der ICT um 9% pro Jahr4. Somit muss auch die Digitalisierung, die eine Lösung für viele klimabezogene Probleme sein kann, vorsichtig betrachtet werden und es ist wichtig, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass auch digitale Aktivitäten Emissionen verursachen.

Wenn Sie Ihr Unternehmen auf eine emissionsarme digitale Infrastruktur umrüsten möchten, ist vor allem Glasfaser zu empfehlen. Diese Datenübertragungsart verursacht lediglich zwei Gramm CO2 pro Stunde Videostreaming, Kupferkabel (VDSL) schon doppelt so viel – doch im Gegensatz zu mobilen Daten im 3G-Netz mit 90 Gramm CO2 in der Stunde sind diese stationären Verbindungen um ein Vielfaches umweltschonender3. Legt man also im Durchschnitt sechs Gramm pro Stunde Streaming zugrunde und beachtet dies vor dem Hintergrund der Nutzung eines Laptops, kann man von zehn Gramm CO2 pro Stunde Online-Meeting/Streaming ausgehen1. Ebenso können Sie Datenvolumen sparen, indem Sie die Qualität des Streams heruntersetzen. Ultra-HD auf einem Bildschirm von Fernsehergröße benötigt zehn Mal mehr Daten als bei einer Auflösung in HD (sieben GB statt 700 MB pro Stunde)3. Vor allem auf kleinen Geräten ist eine hohe Auflösung gar nicht vonnöten, da man den Unterschied nicht sieht3. Somit ist das Heruntersetzen der Qualität bei vielen Videotelefonaten ein guter Schritt, Daten und CO2e-Emissionen zu sparen.

Bei einer ganzheitlichen Betrachtung des Themas Digitalisierung sollten Faktoren wie der Strombezug, die Herstellung der Endgeräte sowie der Standort und Betrieb der Server und Rechenzentren beachtet werden2. Bei einem Desktop-PC mit Monitor, den man über ein Jahr lang vier Stunden täglich nur für Videostreaming/Online-Konferenzen nutzt, fallen 267 kg CO2e an; mitbedacht wird dabei auch die Nutzung des Routers5.

Nutzt man einen Laptop über ein Jahr lang vier Stunden täglich zum Arbeiten und Streamen, so sind 79% seines Fußabdruckes auf die Herstellung (vs. Nutzung) zurückzuführen5. Bei einem Desktop-PC ist für die selbe Nutzungsintensität über den selben Zeitraum etwas mehr als die Hälfte des CO2-Fußabdruckes auf die Herstellung zurückzuführen. Insgesamt ist der Laptop auch mit einer Gesamtemission von 78 kg CO2e nachhaltiger als der PC (153 kg).

Auch Elektroschrott ist ein nicht zu vernachlässigendes Problem der steigenden Digitalisierung: 62 Millionen Tonnen Elektroschrott (alle Produkte, die z.B. Stecker oder Batterien enthalten, wie Kühlschränke, Laptops, Handys) wurden 2022 produziert, ein Anstieg von 82% im Vergleich zu 20106. Sollte die globale Gesellschaft nicht effizientere Recycling-Systeme einführen7, wird diese Menge an Elektroschrott um weitere 32% bis 2030 auf 82 Millionen Tonnen steigen6. Um Ihren Anteil dazu beizutragen, können Sie beim Bezug Ihrer Hardware und der Inanspruchnahme von Rechenzentren darauf achten, dass die Hersteller und Dienstleistenden den Aufbau einer Recyclingstruktur und/oder entsprechende Zertifikate vorweisen können, dass Altgeräte wieder zurückgenommen werden2.

Quellen:

1: https://www.climeet.net/wieviel-co2-verursacht-eine-videokonferenz-mit-z-b-zoom-ms-teams/#page-content

2: Vortrag im CO2meet-Webinar von 2bdifferent am 13.03.2024

3: https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/video-streaming-art-der-datenuebertragung

4: https://theshiftproject.org/en/article/lean-ict-our-new-report/

5: https://www.oeko.de/publikation/digitaler-co2-fussabdruck/

6: https://ewastemonitor.info/the-global-e-waste-monitor-2024/

7: https://www.bmz.de/de/themen/kreislaufwirtschaft/elektroschrott-18484

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