Mit dem Nachtzug betrieblich reisen

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Wer mehr Geschäftsreisen mit dem öffentlichen Personenverkehr unternehmen möchte, um CO2-Emissionen einzusparen, dem bieten sich vielfältige Angebote auf der Schiene. Das Streckennetz ist nicht nur innerhalb Deutschlands großflächig vorhanden, sondern bietet auch viele Verbindungen in benachbarte Länder. Verschiedene Schnellzüge machen die wirtschaftlichen Knotenpunkte schnell erreichbar.

Um eine nachhaltige Mobilität im Unternehmen zu schaffen, kommt man nicht umhin, auch längere Strecken in den Blick zu fassen. Partner oder Kunden in Spanien, Schweden oder Italien beispielsweise, sowie viele weitere Destinationen in Europa, müssen nicht per Flugzeug besucht werden, denn – was vielen nicht bewusst ist – es gibt ein gutes Angebot an Nachtzügen.1 Jetzt kommt Ihnen mit Sicherheit direkt der verhältnismäßig größere Zeitaufwand in den Sinn, wenn für solche Routen erdgebundene Transportmittel genutzt werden – aber ist dem wirklich so?

Die Universität Freiburg stellte 2020 einige Berechnungen an2, die anschaulich zeigen: So richtig stimmt das nicht. Bei einer ganzheitlichen Betrachtung der Reise ist der Zeitaufwand einer Bahnfahrt häufig nicht viel höher als bei der Nutzung des Flugzeugs. Die Universität Freiburg rechnet bei Flügen eineinhalb Stunden auf die reine Flugdauer und eine Stunde auf Bahnreisen für den Lokalverkehr zum Bahnhof oder Flughafen. Auf rein zeitlicher Dimension ergeben sich so folgende Vergleiche: Die Strecke Hamburg – Freiburg dauert fünf Stunden mit Flugzeug und neun Stunden mit dem Zug. Freiburg – Paris indes ist mit dem Zug sogar schneller: der braucht vier Stunden für die Strecke, ein Flug dauert 4:45h. Und selbst nach London oder Florenz kommt man von Freiburg aus mit dem Zug vergleichsweise umstandslos: acht, beziehungsweise neun Stunden stehen Flugzeiten von fünf oder fünfeinhalb Stunden entgegen.2 Es ist also wichtig, die reale Reisezeit zu berechnen und nicht allein die, die im Verkehrsmittel verbracht wird. Darüber hinaus sollten auch Zeiten für Check-in, Boarding und Check-out (meist noch mal zwei bis drei Stunden) einberechnet werden, was in den Berechnungen der Universität Freiburg noch nicht berücksichtigt ist. Betrachten Sie Ihre Reisen immer ganzheitlich und schauen Sie im Vergleich von Verkehrsmitteln auch auf die Verhältnismäßigkeit. Weitere Kriterien, die hier berücksichtigt werden sollten, sind Stress, Preise und aus Nachhaltigkeitsperspektive insbesondere auch die anfallenden CO2-Emissionen. Wann ist eine längere Reisezeit durch die dadurch eingesparten Emissionen vielleicht auch zu rechtfertigen?

Insgesamt wird deutlich: Egal ob mit dem Flugzeug oder mit der Bahn, die Mobilität nimmt auf Geschäftsreisen einen großen Anteil an der Geschäftsreisezeit ein. Deshalb kommt nun eine neue Überlegung ins Spiel. Legen Sie die Reisezeit so, dass sie nicht einen ganzen Arbeitstag in Anspruch nimmt. Wie wäre es, die gesamte Reise einfach zu verschlafen und am Ankunftsort in einen frischen Tag zu starten? Klingt wirklich gut, oder? Nacht-Verbindungen sind insbesondere auf überregionalen Strecken vorhanden3, und Nachtzüge sind Tag-Zügen in Sachen Komfort einiges voraus, sodass Sie ausgeruht in den neuen Tag und das bevorstehende Meeting starten können. Indem Sie ihren Mitarbeitenden diese Möglichkeit bieten, schaffen Sie zudem eine Ausprobier-Möglichkeit. Vielleicht werden Mitarbeitende die Option eines Nachtzuges dann auch für private Reisen öfter in Betracht ziehen.

Auf den Seiten von Nighttrains.net oder night-trains.com kann man sich über die Nachtverbindungen unterschiedlicher Bahnbetreiber informieren und sich einen Überblick über die Möglichkeiten verschaffen. So werden schnell viele Möglichkeiten sichtbar, klimafreundlich unterwegs zu sein, und auch zentralere Standorte von Bahnhöfen bieten den Vorteil, in fremden Städten nicht erst aus der Flughafen-Zone in die eigentliche Stadt pendeln zu müssen – teure Transfers müssen so nicht in Anspruch genommen werden.

Auszug der interaktiven Karte auf der Website nighttrains.net

Wenn Sie mit Ihrem Arbeitgeber vereinbaren, über Nacht zu fahren, dann zählt das ebenso wie sonstige Zugfahrten zur Arbeitszeit - ob diese passive Ruhezeit allerdings anders vergütet ist, sollten Sie vorab klären, wenn es nicht im Vertrag schon individuell festgelegt ist5. Häufig wird eine geringere Vergütung für solche passiven Arbeitszeiten geboten6. In der Kalkulation muss der Arbeitgeber natürlich auch diese zusätzlich zu vergütende Zeit, im Vergleich zu einem kürzeren Flug, beachten. Gleichzeitig besteht bei einer Reise mit dem Nachtzug aber der Vorteil, dass ein Hotelaufenthalt und damit ein weiterer Kostenpunkt wegfällt. Trotz allem sind Fahrten mit dem Nachtzug meist kostenintensiver als die Reise mit Billig-Airlines – profitieren können Sie bei Zugfahrten jedoch häufig von Gruppenrabatten.

Nachtzüge sind wieder im Kommen. Denken Sie diese Möglichkeit mit. Mit der Nutzung von Nachtzügen schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe – allen voraus die Einsparung von Treibhausgas-Emissionen, wodurch man einen Beitrag zum Klimaschutz durch die Nutzung von Zügen auch auf weiteren Geschäftsreisen leistet.

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Bündelung: Geschäftsreisen umweltfreundlicher gestalten